Bô Yin Râ, geb. 1876 in Aschaffenburg, gest. 1943 in Massagno
Auf den Seiten des Kober Verlages ist eine weitere aufschlussreiche Erklärung von Bô Yin Râ zu lesen.
Über meine Schriften
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Zitat aus dem Buch: Die Weisheit des Johannes
» ... Doch auch in des Geistes Wirken gibt es der Ebbe Zeiten und Zeiten der Flut:
— Zeiten der Verhüllung und der Offenbarung.
So ist es denn heute möglich, da zu reden, wo man vordem schweigen mußte.
Doch ist auch heute keine Gefahr, daß etwa Unberufene dem stillen Tempel göttlicher Verborgenheit sich nahen könnten.
Die den Weg zu finden wissen, der zu diesem Tempel führt, werden stets nur die Erwählten sein, die aus reinster Herzensinbrunst suchen, bis ihnen die ersehnte Führung wird im eigenen "Ich".
Geheimnisvoll Verborgenes wird ihnen sich enthüllen; doch was auch immer noch im Laufe der Jahrtausende sich dieser Menschheit offenbaren mag, wird stets weit tieferes Geheimnis in der Ferne zeigen, und niemals wird die Gottheit sich dem Erdenmenschen als Gegenstand begrifflichen Erfassens überlassen. —
Nur Bild und Gleichnis dürfen von der letzten Wahrheit Kunde bringen! Wer aber solche Wahrheit nicht mehr außen sucht; wer da erkannt hat, daß sie nur im Innersten des Innern Menschen faßbar werden kann "von Angesicht zu Angesicht", dem zeigen Bild und Gleichnis Weg und Weise, in das Innerste des Innern zu gelangen.
Dort kann ihm, ist er ein Berufener, noch vieles sich eröffnen, was ich hier, und so vor jedem Menschenohr, verschweigen muß: — sei es, daß Menschenwort die Weite dessen nicht umspannt, was hier zu sagen wäre, sei es, daß solches Wissen keinem nützen würde, der es nicht aus dem Innersten erlangt, wo es allein für ihn erfaßbar werden kann. —
Was ich zu sagen habe, ist mir selbst genau umrissen.
Ich kann nur darzustellen suchen, was mir darzustellen aufgetragen ist, damit das Licht erneut die Finsternis durchdringe.
Es sind in diesen Tagen allerorten viele, die nach Licht verlangen — weit mehr als je zu einer früheren Zeit -, und heute ist geschriebenes Wort, das sie allein mit Sicherheit erreichen kann, längst nicht mehr in Gefahr, durch Abschrift umgeformt und so gefälscht zu werden.
Wohl ihnen allen, wenn mein Wort zu ihren Herzen findet und sie der Finsternis entreißt, damit sie auf den Weg gelangen, den höchste Liebe schuf, und so zur Auferstehung in sich selbst! - ... «
Bô Yin Râ schreibt über sein geistiges Lehrwerk
Quelle: Hortus Conclusus, Kober Verlag AG, Zürich
Kapitel:
Zum Abschluss und Abschied
Mit diesem Buche ist mein zeitliches Lehrwerk beendet! Bald nach dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in der Zeitrechnung des Christentums habe ich die ersten, meinem Gehirnverstande damals zu eigen gewordenen Einsichten aus meinem Ewigen in Wortform zu fassen unternommen. Was ich so niedergelegt hatte, blieb lange liegen, da ich vorerst nicht entfernt daran dachte, es in meinen irdisch mir zugemessenen Tagen selbst in die Öffentlichkeit zu geben. Erst in den Jahren 1912 und 1913 entstanden an verschiedenen Orten Griechenlands, bedingt durch äußeres und inneres Erleben besonderer Art, von dem ich innerhalb meines Lehrwerkes verschiedentlich berichte, die ersten der nun vorliegenden Niederschriften, nachdem ich mich allerdings im Jahre 1910 schon von der Notwendigkeit der Selbstherausgabe zu irdischen Lebzeiten überzeugt, und von da an die Gestaltung einzelner Teilstücke vorbereitet hatte. 1913 ging dann von Athen aus ein solches, dort von mir noch mehrfach redigiertes Fragment in Druck.
Heute, in den bewegten Tagen des Jahres 1936, beende ich mein schriftliches Verkündungswerk, das alles, aber auch nicht mehr umfaßt, als was nach den letzten Worten dieses Buches, — das den Abschluß der Schriftenreihe bildet, die „Das Buch der Königlichen Kunst” an ihrem Anfang nennt, — endgültig aufgezählt werden wird.
Nur die Abhandlungen über bildende Kunst, die ich in dem Buche: „Das Reich der Kunst” zusammengefaßt habe, sowie die biographisch gemeinte kleine Schrift: „In eigener Sache”, und das Bändchen: „Aus meiner Malerwerkstatt”, das ebenfalls in erster Linie biographisch ist, gehören selbstverständlich nicht zu meinem geistigen Lehrwerk, auch wenn sie seine Spuren aufweisen. Das Gleiche gilt auch von der Sammlung: „Okkulte Rätsel”. Auch einzeln erschienene Abhandlungen, soweit ich sie nicht bis heute in eines meiner Bücher selbst aufgenommen habe, sind ebensowenig meinem nun abgeschlossenen geistigen Lehrwerk beizuzählen, obwohl sie durch diese Ausscheidung keineswegs von mir nachträglich entwertet werden sollen. Unter keinen Umständen aber darf irgend eine Stelle privater Briefe, die nicht von mir selbst einem Buche der nun von mir endgültig abgeschlossenen Lehrschriftenreihe eingefügt worden ist, jemals als zu meinem Lehrwerk gehörig betrachtet oder zur Ausdeutung einer Stelle dieses Lehrwerkes herangezogen werden! Ich kann für nichts Anderes ewige Verantwortung übernehmen, als für den heute vorliegenden Inhalt meiner nachbenannten, öffentlich erschienenen Schriften! Nicht von mir selbst veröffentlichten Briefen gegenüber trage ich auch dort, wo sie geistige Dinge berühren, keine andere als die rein zeitlich bedingte, allgemein menschliche Verantwortung, die von keiner Äußerung etwa mehr verlangt, als daß sie Ausdruck dessen sei, was ein Mensch innerhalb seines Alltags, im Augenblick und nur für den Augenblick sagen zu müssen meint. Ich habe niemals Briefe „für die Nachwelt” geschrieben, sondern mich immer nur von meiner Hilfsbereitschaft gegenüber dem jeweiligen Adressaten leiten lassen, auch wenn ich durchaus nicht wußte, ob er dieser Hingabe wert war. An schwer zu ertragenden Enttäuschungen hat es mir wahrhaftig nicht gefehlt!
Ich verpflichte mich übrigens durchaus nicht, fortan kein Buch mehr erscheinen zu lassen, einerlei, was etwa sein Inhalt sein möge. Aber ich muß im voraus mich dagegen verwahren, daß noch irgend eine Schrift, zu der ich mich veranlaßt fühlen sollte, meinem zum Abschluß gelangten geistigen Lehrwerk zugezählt werde! Dieser Abschluß entstammt keiner Willkür, sondern der Forderung dessen, was hier abgeschlossen wird.
Die Schriftenreihe, in der dieses Lehrwerk nun endgültig vorliegt, wird allerdings für jeden meiner Mitmenschen der Anderes, als sein Ewiges finden will, ein „Hortus conclusus”: — ein ihm verschlossener, streng umhüteter Garten bleiben, auch wenn die schmale Pforte, die des Gartens Zugang bildet, weit vor ihm geöffnet ist. Es liegt mir nichts ferner, als dem Unerbetenen Einlaß zu erwirken, und einzuführen, was draußen bleiben muß! Um so lieber aber sende ich allen meine Segenswünsche zu, die ihr Irdisches unbesorgt dort lassen, wo es hingehört, und in meinem Lehrwerk nur ihr Ewiges suchen!
Ich gebe keine systematisierte Anweisung, sondern lebendige Lehre! In den zweiunddreißig Einzelschriften, die ebensoviele Abschnitte meines geistigen Lehrwerkes bilden, ist alles enthalten, was der Erdenmensch vom Ewigen und von den Beziehungen wissen muß, die ihn selbst mit dem Ewigen verbinden, wenn er Wert darauf legt, in sich den Zugang zum Ewigen zu finden und dereinst zum Erleben des Ewigen fähig zu werden. Die Gefahr ist groß, derart im Erleben des vergänglichen Irdischen hängen zu bleiben, daß die Fähigkeit, Ewiges zu erleben, niemals erreicht werden kann. Nicht das Ewige wird dadurch geschädigt, sondern der irdische Mensch, der das, was in ihm ewiger Natur ist, endgültig und unwiederbringlich in aller Ahnungslosigkeit verliert. Unzählige solche Trennungen erdenmenschlichen Bewußtseins vom latent ihm zustehenden Ewigen ereignen sich Tag um Tag, Stunde um Stunde. Damit mehr gerettet werde als die Religionen heute noch zu retten vermögen, ist mein schriftliches Lehrwerk entstanden! Mein „Nachfolger”, — ein Mensch in gleicher seelisch geistiger Situation wie ich, und gleich mir zu irdisch vernehmbarer Stimme des ewigen Urwortes bestimmt, — wird sehr zahlreiche Generationenreihen auf sich warten sehen, und nicht eher auf Erden zu weiterer Weisung des von mir gewiesenen Weges erscheinen, als bis das, was in meinem nun abgeschlossenen Lehrwerk durch mich ausgesprochen wurde, seelisches und gehirnbewußtes Allgemeingut aller dem Ewigen zustrebenden Menschen dieser Erde geworden ist!
Man empfängt aber das in meinen Worten dargebotene geistige Leben nicht etwa durch ein grübelndes oder mit sich selbst und Anderen diskutierendes Überdenken des verstandesmäßig wahrzunehmenden Inhaltes der einzelnen zweiunddreißig Lehrstücke! Man muß sie vielmehr, — frei von aller Grübelsucht, — aufnahmewillig so auf sich einwirken lassen, wie sie nun einmal von mir geformt sind, damit man das in ihnen dargebotene, im Ewigen gründende Leben überhaupt gewahrwerden und empfinden lernt. Wer dieses, mein eigenes geistiges Leben einmal in meinen Worten wahrgenommen, dann in sich empfunden und aufgenommen hat, der ist von allem Zweifel erlöst, den die Furcht vor Fehlschlüssen über jeden verhängt, der sein irdisches Denkvermögen dazu mißbraucht, um sich Wege aus Gedankenschotter zu konstruieren, im Wahn, auf ihnen zur ewigen Wirklichkeit gelangen zu können.